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die vielen Schwestern, die Gartendusche und die Abwassergrube
Natürliches

Die vielen Schwestern, die Gartendusche und die Abwassergrube

Am 19. Juni 2017 von Gaby

Einmal im Jahr kommen mich meine vielen Schwestern besuchen. Also erst, seit ich draußen wohne und viel Platz habe, vorher haben sie mich nicht besucht. Sie reisen dafür viele hundert Kilometer mit dem Auto an, stehen um drei Großstädte herum im Stau und Wasser tropft an ihnen herunter, wenn sie endlich ankommen. Diese Fahrt nehmen sie nur im Sommer auf sich. Klar: Um den Küchentisch herum können sie zuhause genauso gut sitzen, unterm Walnussbaum nicht. Und das geht halt nur im Sommer. „Die wollen sich nach langer Anreise bestimmt die Beine vertreten“, denke ich und biete als erstes eine Gartenführung an, vorbei an frischen Gemüsebeeten und leuchtenden Staudenanlagen. Notgedrungen kommen sie mit, aber eigentlich ist das vorrangige Bedürfnis ein anderes: sie wollen duschen.

Wieviel Wasser sind sechs Kubikmeter?

Ich zucke immer zusammen, wenn das Thema Duschen bei meinen vielen Übernachtungsgästen und also auch bei meinen vielen Schwestern ansteht, denn ich kann mir so schwer vorstellen, wieviel Wasser sechs Kubikmeter sind. So viel passt in meine Abwassergrube. Umgerechnet sind das sechstausend Liter, klar – aber wann hat man die verbraucht? Also: wie oft kann ich duschen, die Waschmaschine anstellen, Geschirr spülen und die Toilettenspülung ziehen? Und wenn ich dann beim Frühjahrsputz noch die Gardinen waschen will, passt das oder warte ich damit bis zur der nächsten Grubenleerung? Seit ich auf dem Land lebe, ist das ein Thema. Denn das Abwasser, das wir produzieren, holt ein Abwasserentsorger mit einem großen Wagen und einem langen Schlauch persönlich ab. Ehrlich gesagt habe ich mir seit Jahren keine Gedanken über unseren Wasserverbrauch gemacht, geduscht, so oft und so lange ich wollte. Dort, wo ich jetzt wohne, sind die Haushalte nicht an die Kanalisation angeschlossen und wahrscheinlich kostet das Abwasser aufgrund der persönlichen Abholung doppelt so viel wie das Trinkwasser. Die Kosten aber sind weniger das Problem als die ständige Sorge darüber, dass die Grube bestimmt bald voll ist und überläuft.

Und wenn die Grube überläuft?

Was dann passiert, habe ich vor einigen Monaten bei einem Hochzeitsfest auf dem Land erlebt. Dort hatte das glückliche Paar seit kurzer Zeit ein wunderschönes Wochenendhaus und um die Landidylle perfekt zu machen, wurde im Garten gefeiert. Bis gegen Abend schreiende Kinder aufgeregt durch den Garten liefen. Sie hatten angeblich ein Wasserleck im Keller entdeckt. Gründliche Nachforschungen des herbeieilenden Hausbesitzers ergaben, dass es stank, dort, wo das Wasser Pfützen unter der Leitung bildete. Für mich war das ein klarer Fall von übergelaufener Abwassergrube, nachdem das ganze Wochenende viele Besucher ununterbrochen die Klospülung und die Geschirrspülmaschine betätigt hatten. Eigentlich nicht so schlimm wie ein Wasserrohrbruch. Eine volle Grube hat der Abwasserentsorger schnell wieder leergepumpt. Die Gäste fanden das nicht lustig, das Unterdrücken des Harndrangs verdarb die Laune. Die Party löste sich auf, als sie von einer Minute auf die andere die Toilette nicht mehr benutzen durften. Die angereisten Städter stürzten in ihren großen Autos zurück in die nahegelegene Großstadt. Bei Bedarf einfach in den Wald zu gehen, schien keine Option zu sein.

Die Gartendusche als Naturerlebnis

Ich bin also dazu übergegangen, im Sommer die Gartendusche als ein besonderes Highlight anzupreisen, das es nur bei mir gibt. Quasi ein „back to the roots“ als Naturerlebnis und Alleinstellungsmerkmal. Meine vielen Schwestern wissen, dass sie draußen duschen sollen, was im Sommer wirklich kein Problem ist. Ich glaube, sie freuen sich sogar ein wenig darauf, denn sie können sich während der langen Autofahrt schon mit Witzen darüber aufheitern und haben sicherlich viel Spaß dabei. Den haben meine vielen Schwestern eigentlich immer, und sie lachen auch sehr gern. Besonders unter der Gartendusche. Oder ist es ein Jauchzen? Schwester eins rennt morgens schnell als erste los. Dann steht noch Wasser im langen Gartenschlauch, das die Morgensonne erwärmt hat. Für Schwester zwei wird es etwas sportlicher, weil kälter. Der Kreischpegel steigt. Schwester drei wartet bis mittags, wenn die Außentemperatur gestiegen ist und Schwester vier schläft so lange, dass die Sommerhitze sie zwecks Abkühlung gerne unter die Dusche treibt. Schwester fünf duscht erst abends, anschließend kann sie sich unter der warmen Bettdecke direkt wieder aufwärmen.

Was, wenn sie jemand sieht?

So weit so gut. Das eigentlich lustige an der ganzen Sache ist die Sorge, es könnte der eine oder andere Nachbar zufällig vorbeikommen. Denn es kommt nicht selten vor, dass ausgerechnet dann ein bemannter Trecker am Feldweg entlangfährt, wenn eine meiner vielen Schwestern gerade unter der Gartendusche steht. Die Büsche an der Grundstücksgrenze sind noch klein und lassen Blicke in den Garten zu. Nackig zeigen mögen sie sich nicht so gerne, versteht sich. Aber mal ehrlich: wann steht denn keine von ihnen unter der Dusche?

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